Santa Maria de Mercede
1722
Ihre Grundsteinlegung fand am 2. August durch Kaiser Karl VI. in Anwesenheit des ganzen Hofes und vieler Minister statt.
1723
Der Bau war so weit fortgeschritten, dass die Kirche eingeweiht werden konnte, wobei der Bau noch nicht ganz vollendet war, Türme, Fassade und Seitenaltäre fehlten noch.
Die Kirche wurde somit am 24. September unter dem Titel Maria de Mercede (= Maria vom Loskauf der Gefangenen) zu Ehren der Mutter Gottes von Erzbischof Sigismund Graf von Kollonitz, und wahrscheinlich auch im Beisein des Kaisers, mit aller Feierlichkeit eingeweiht und ist eines der Hauptwerke von Anton Johann Ospels. Die Ausgestaltung der Kirche zog sich dennoch über mehrere Jahre bis mindestens 1728 hin.
Der Orden der Mercedarier übernahmen in den ersten Jahren die Verantwortung für die Leitung von Kirche und Spital. Später aber wurden die Hausgeistlichen durch Weltpriester abgelöst, doch kann dafür kein genauer Zeitpunkt angegeben werden.
1754 – 1785
Die Kirche wurde auf „Allerheiligste Dreifaltigkeit /Zur hl. Dreifaltigkeit“ umbenannt, da wahrscheinlich einerseits im angebauten Spital in dieser Zeit auch die Patienten des aufgelassenen Dreifaltigkeitsspitales am Rennweg untergebracht waren und weil andererseits neben der Darstellung Gott des Vaters und des Heiligen Geistes früher auch noch ein großes Kruzifix den Hochaltar schmückte, also der Hochaltar ein Dreifaltigkeitsaltar war. Im Barock wurde die Verehrung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit sehr gepflegt.
1784
Kurz vor der Auflösung des Spitals wurde die Kirche durch den Staat zur Pfarrkirche erhoben. Sie bestand sicherlich nur kurze Zeit, ihre Gründung ist ein Zeuge des pragmatischen Strebens Kaiser Josef II., allen Institutionen, die einer solchen entbehrten, eine greifbare Zweckbestimmung zu geben.
1785
Als das „Spanische Spital“ in diesem Jahr zu einem Waisenhaus umfunktioniert wurde, bekam auch die Kirche wieder ihren ursprünglichen Namen. Sie diente als Waisenhauskirche.
1821
An der ehemals hochbarocken Fassade erfolgte eine vereinfachende Umgestaltung der Fassade und eine Erneuerung der Türme (jetzige Form).
1858
Ab diesem Jahr war die Kirche lange Zeit Wirkungsfeld des Redemptoristen und Jungendapostels P. Franz Tendler (1820-1902), der 1857 den ersten Katholischen Jünglingsverein begründete (Gedenktafel an der Außenfassade) und seit 1932 in der Kirche begraben liegt.
1890, 1913-Sommer 1914
In diesen Jahren erfolgten weitere Restaurierungen an der Kirche.
1945
In der Nacht vom 9. auf den 10. April durchlöcherte eine Granate das Haupttor der Kirche und richtete auch sonst einigen Schaden an den rückwärtigen Bänken, dem Windfang, der Josefskapelle an und zerstörte auch einen Wandarm der Beleuchtung. Die Kirche und die Sakristei blieben vor aller Plünderung durch die russischen Soldaten bewahrt.
1948-1949
In der Seminarkirche wurde auch wieder ein Stück der Ausstattung in den ursprünglichen Zustand versetzt.
1954
Schon längere Zeit bestand der Plan, die Kirche vor dem Jubiläum des Jahres 1958 einer gründlichen Renovierung zu unterziehen. Neben Restaurierungen von Bildern und Statuen sei die neue Beleuchtung hervorgehoben: neben der großen Deckenlampe gab es vier neue Kristallluster, eine moderne Schalttafel und eine neue Beleuchtung des Altarraumes. Die Kirchenbänke wurden überholt und mit einem Fach versehen, der Parkettboden abgezogen und versiegelt.
1969
In der Kirche kam es zu neuerlichen Veränderungen, da die Beschlüsse des 2. Vatikanischen Konzils eine Neuordnung von liturgischen Räumen erforderten. Aber auch die Behebung wesentlicher Mängel der Seminarkirche, wie die ungenügende / fehlende Heizung und der schlechte Zustand der Orgel, standen an.
1970
Die Neuordnung wurde von Ottokar Uhl durchgeführt. So wurde im selben Jahr in der Kirche auch eine moderne Orgel der Firma Georg Hradetzky installiert.
2018 / 2019
Im Zuge der Renovierungsarbeiten am Gebäude des Priesterseminars wurden die beiden Turmkreuze auf dem Turmhelm instandgesetzt. Auf dem rechten Turm wurde, unterhalb des Turmkreuzes, eine Kapsel eingefügt, in der sich drei Zeitzeugnisse befinden: neben einer Denkschrift enthält sie eine Mappe mit Jahresprogramm der Priesterausbildung des Studienjahres 2018/2019, sowie eine Information über das Projekt zur Anschaffung des neuen Geläutes.
2019
Nach etwa 70 Jahren bekam die Seminarkirche wieder ein Geläut mit vier neuen Glocken, die von der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck gegossen wurden und am 30. Mai im Beisein der drei Diözesanbischöfe geweiht wurden.
Am 2.April erklangen die Glocken zum ersten Mal in der Abendliturgie.
Mehr zum ikonischen Programm => Kirchenrundgang (ab September 2024)
Quellen:
- Walter Kratzer: Das Spanische Spital und die mit ihm vereinigten Spitäler, sowie die Kirche „St. Maria de Mercede“. 1718-1785; Erscheinungsjahr: 1980; Herausgeber: Wiener Katholische Akademie; 1010 Wien, Freyung 6, I. Stiege, 1.Stock
- Christiane Salge: Anton Johann Ospel. Ein Architekt des österreichischen Spätbarock 1677-1756; Erscheinungsjahr: 2007; Herausgeber: Prestel Verlag; München
- Karl Johann Tanzer: Die ersten vier Jahrzehnte neues Wiener Alumnat (1914-1954) (Aus der Sarkristei-Chronik); Erscheinungsjahr: 1979; Herausgeber: Wiener Katholische Akademie Arbeitskreis für Kirchliche Zeit-und Wiener Diözesangeschichte; Erscheinungsort: 1010 Wien, Freyung 6, I. Stiege, 1. Stock
- Franz Loidl: Sacerdos et Pastor Semper Ubique. Festschrift zum 40jährigen Priesterjubiläum Prälat Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl; Erscheinungsjahr: 1972; Verlag: Wiener Dom-Vlg; Erscheinungsort: Wien; Band 13, Seite 165-169
- Köchl Roman: Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Vereines zur Erhaltung des Heimatmuseums Alsergrund, Währinger Str. 43; Erscheinungsjahr: Dezember 1967; Herausgeber: Verein zur Erhaltung und Förderung des Heimatmuseums Alsergrund; Erscheinungsort: Wien; Nr. 33
- Österreichische Ordensprovinz F.S.C.: Festschrift: 100 Jahre Katholischer Jünglingsverein Stammverein. 1857-1957
- Ottokar Uhl: Kunst und Kirche in alten Räumen leben; Erscheinungsjahr Feb. 1972; Herausgeber: Arbeitsausschuss des Evangelischen Kirrchbautages und vom Diözesan-Kunstverein Linz; Linz; Nr. 1/72, 34. Jahrgang; S.34-36